AWO stellt Weichen für die Zukunft
Strategische Neuausrichtungen und Personalverstärkung beim AWO Kreisverband Wesel
Gleich zu Jahresbeginn stehen beim AWO-Kreisverband Wesel e.V. alle Zeichen auf Veränderung. Die AWO stellt Weichen für die Zukunft.
Präsident Ibrahim Yetim informierte über Anlass und Umfang der Neuausrichtungen auf mehreren Ebenen. Größter „Treiber“ der Neuausrichtung sei die seit 2022 eingetretene wirtschaftliche Ergebnis-Verschlechterung, die u.a. durch Umsatzeinbußen in der personell unterbesetzten Pflege und durch nun schon im dritten Jahr stark gestiegene Kosten aller Warengruppen, insbesondere im Energieeinkauf, verursacht worden sei.
„Zudem alarmieren uns die schlechten Haushaltszahlen der öffentlichen Hand, die einen wesentlichen Teil der von uns übernommenen Aufgaben finanzieren“, betont Yetim. „Über eine strategische Neuausrichtung der Geschäftsfelder inklusive einer personellen Veränderung im obersten Führungsbereich, soll eine Konzentration auf originäre Arbeitsfelder der sozialen Arbeit über alle Ziel- und Altersgruppen hinweg ermöglicht werden“.
Hierzu ergänzt der Kreisvorsitzende Jochen Gottke: „Im Rahmen der personellen Verstärkung des Vorstandes um zwei Führungskräfte, die den AWO-Kreisverband als nachgeordnete Führungskräfte bereits bestens kennen, sollen die beiden Fachbereiche Pflege und Immobilien über neuen Verantwortlichkeiten einen besonderen Stellenwert erhalten.“
Auch werden Kompetenzen und Kapazitäten im Bereich der Angebots-Entwicklung verstärkt, um über die Nutzung neuer digitaler Möglichkeiten und künstlicher Intelligenz moderne und agile Angebote vorzuhalten. „In der zweiten Jahreshälfte werden wir im Rahmen einer Image- und Angebots-Kampagne erste Ergebnisse aus diesem neuen Bereich präsentieren“, so Gottke weiter.
Vorrangige Themen sollen künftig Pflege und Gesundheit, vor allem im Alter, werden. „Darauf legen wir ganz klar unseren Fokus“, so die neue Vorstandskollegin Susanne Strate-Nürnberg. „Die Bedeutung und Notwendigkeit offener Seniorenarbeit, ambulanter Hilfen und teilstationärer Einrichtungen muss älteren Menschen, den Angehörigen und der Bevölkerung in „Mark und Blut“ übergehen.“ Die Digitalisierung der ambulanten und (teil-) stationären Pflege biete neben Verbesserungen für die zu pflegenden Menschen zudem Attraktivität in moderne Arbeitsplätze und sei deshalb Voraussetzung einer effektiven und erfolgreichen Pflege-Arbeit.
Dass das Augenmerk klar auf den Themen Pflege und Gesundheit im Alter liegt, zeigt auch die Sanierung des Moerser Willy-Brandt-Hauses mit einer stolzen Investitionssumme von vier Millionen Euro. „Die bauliche Sanierung wird durch ein neues Wohngruppen- und Betreuungskonzept sowie zahlreiche digitale ‚Helfer‘ wie Robotik, Sensorik, Telematik und sonstigen Assistenzsystemen ergänzt“, so Strate-Nürnberg. „Auch wird die Zahl der Doppelzimmer drastisch reduziert. So dass das Haus künftig 96 Betten in 90 Zimmern statt der bisher 119 Betten anbietet.“ Die Bauarbeiten sollen noch im ersten Quartal parallel zum bereits eingeschränkten Pflegebetrieb starten und dauern etwa ein Jahr.
Doch das ist noch nicht alles, was der Kreisverband künftig in Angriff nehmen möchte.
Das Management der für die unterschiedlichsten Angebote genutzten rund 100 Gebäude soll verbessert und nachhaltig gestaltet werden. Der Fokus soll dabei auf selbstgenutzte und erneuerungsbedürftige Immobilien gelegt werden. Die Sanierung des Willy-Brandt-Hauses ist dabei nur eines von rund 2 Dutzend Objekten, deren Realisierung inklusive energetischer Verbesserungen weitere Millionen-Beträge schlucken wird. „Wir möchten trotzdem die bisher bewährte Regel ‚Kauf vor Miete‘ beibehalten“, erklärt Benjamin Walch, der künftig als besonderer Vertreter auch den Immobilien-Bereich verantwortet. „Über eine kluge Instandhaltungsstrategie werden wir künftig teure Sanierungsbedarfe vermeiden und somit eine wirtschaftlichere Form der Gebäudenutzung haben.“
Ein künftiges Engagement beim Miet-Wohnungsbau wird nicht ausgeschlossen, soll aber nur noch bei sozial begründeten, besonderen Projekten erfolgen.
Derzeit vermietet der Kreisverband rund 300 meist barrierefreie Wohnungen, von denen rund ein Drittel älter als 20 Jahre ist und einen erhöhten Instandhaltungsaufwand benötigen. Der mögliche Verkauf dieser Alt-Immobilien im Mietwohnungs-Bereich erfolgt derzeit.
Bild von links: Ibrahim Yetim, Benjamin Walch, Susanne Strate-Nürnberg und Jochen Gottke